ARTIKEL der Passauer Neuen Presse

Großbrand in Triftern
Hitze, Rauch und Schaulustige: Einsatzkräfte bei Feuer auf Hof stark gefordert

30.06.2024 | Stand 30.06.2024, 15:46 Uhr
  
Christian Wanninger
Regionalleiter Pfarrkirchen und Redaktionsleiter | Lokalredaktion Pfarrkirchen

Trotz aller Bemühungen war das Anwesen nicht mehr zu retten und brannte nieder. − Fotos: Wanninger/red

Während am Samstagabend viele daheim das EM-Achtelfinale zwischen Deutschland und Dänemark verfolgten, kämpften über 200 Einsatzkräfte der Feuerwehren in Triftern (Landkreis Rottal-Inn) gegen die Flammen auf einem Hof. Dabei hatten sie mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen.

Ein landwirtschaftliches Anwesen in Oberplaika ist am Samstagabend ein Raub der Flammen geworden. Die beiden Bewohner wurden nicht verletzt. Für die Feuerwehren war der Einsatz eine Herausforderung angesichts der hohen Temperaturen. Und sie hatten nicht nur mit der Hitze und den Flammen zu kämpfen: Ein Ärgernis waren die vielen Schaulustigen.

Zwei Mal knallt es laut am Samstagabend um 18.30 Uhr

„Wir sind draußen gesessen, als es zweimal laut knallte“, erzählt ein Nachbar. „Sind die Böllerschützen unterwegs?, dachte ich mir noch.“ Doch dann sah er von dem wenige Hundert Meter entfernten Hof Rauch aufsteigen und wählte den Notruf. Das hatten andere auch schon getan, denn bereits wenig später rückten die ersten Feuerwehren an. „Dachstuhlbrand“, so lautete die erste Meldung. Doch als die Einsatzkräfte sahen, dass das gesamte Anwesen in Flammen steht, wurde sofort nachalarmiert. Letztlich waren es über 200 Feuerwehrler aus dem gesamten Landkreis, die vor Ort alles versuchten, um den Brand zu löschen.

Sechs Leitungen vom Altbach und Pendelverkehr

Beim Vordringen zu dem Anwesen haben sie anfangs erhebliche Probleme. „Auf der Staatsstraße zwischen Triftern und Anzenkirchen standen zahlreiche Autos“, sagt Kreisbrandmeister Stefan Niedermeier. „Viele Schaulustige filmten und fotografierten von dort aus und haben die Anfahrt unserer Fahrzeuge behindert“, moniert er. Schließlich bekommt man die Lage auf der Straße in den Griff.

Ein Feuerwehrwagen nach dem anderen trifft ein. Vom Altbach werden über rund 400 Meter sechs Leitungen hinauf zu dem Hof gelegt. Bis diese stehen, wird von Fahrzeugen mit großem Wassertank aus mit den Löscharbeiten begonnen. Parallel dazu wird ein Pendelverkehr eingerichtet, heißt: Hat ein Wagen kein Wasser mehr, fährt dieser zum Feuerwehrhaus Triftern, wird neu betankt und kehrt wieder zurück.

Trotz des schnellen Eingreifens und koordinierten Vorgehens können die Feuerwehren das Anwesen nicht mehr retten. Es brennt komplett nieder. Der Schaden dürfte mehrere Hunderttausend Euro betragen. Die zwei Bewohner bleiben unverletzt. Der 58-Jährige ist zum Zeitpunkt des Brandes nicht daheim, seine Lebensgefährtin kann sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Beide kommen am Abend bei Verwandten unter. Tiere wurden auf dem Hof nicht gehalten.

Feuerwehrmann mit Kreislaufproblemen

Ein Feuerwehrmann bekommt bei dem schweißtreibenden Einsatz in dieser Hitze Kreislaufprobleme. Er wird vom BRK versorgt, das mit vier Rettungswagen und 20 Kollegen vor Ort war und mit der SEG Betreuung auch die Versorgung der Feuerwehrler mit Getränken und später mit Brotzeit übernimmt.



Schwierigkeit bereitet bei dem Einsatz nicht nur der Zustand des Anwesens, das unter anderem mit Fahrzeugen – der vom Nachbarn geschilderte Knall rührte vermutlich vom Platzen einiger Reifen her – und anderen Dingen vollgestellt ist, wie Niedermeier sagt. Es sind auch die hohen Temperaturen an diesem Samstag und die massive Rauchentwicklung, die den Feuerwehrleuten zu schaffen machen. Allen voran den Atemschutzträgern. „Normalerweise kann einer schon ein zweites Mal eingesetzt werden. Bei dieser Hitze ging das nicht“, so Niedermeier. Deshalb werden Atemschutzkräfte aus dem gesamten Landkreis nach Oberplaika beordert.

Warnung vor Rauch



Und der starke Rauch breitet sich immer mehr aus. Der Wind treibt ihn Richtung Triftern. Über Hörfunk werden die Bewohner aufgefordert, in der Umgebung Türen und Fenster geschlossen zu halten. Die Feuerwehr nimmt Richtung Berndlberg laufend Rauchgasmessungen vor, um auf Nummer sicher zu gehen. Stefan Niedermeier: „Wir haben keine hohe Konzentration festgestellt. Es bestand keine Gefahr. Weitere Maßnahmen waren nicht notwendig.“

Bis etwa 1.30 Uhr dauern die Löscharbeiten. Noch in der Nacht beginnt ein Bagger mit dem Abriss der Brandruinen. „Nur so kamen wir an die Glutnester, gerade in dem Stadel mit viel Stroh und Heu“, erklärt Niedermeier. Damit das Feuer nicht wieder aufflammt, setzt man schließlich auch Löschschaum ein.
Die Ermittlungen in diesem Brandfall hat die Kripo Passau übernommen. Zur Unfallursache konnte sie auch am Sonntag noch nichts sagen.

Diese Feuerwehren waren im Einsatz

Folgende Feuerwehren waren im Einsatz: Pfarrkirchen, Triftern, Anzenkirchen, Voglarn, Walburgskirchen, Wittibreut, Hirschbach, Altersham, Münchham, Neukirchen, Rotthalmünster, Untergrasensee, Bad Birnbach, Reichenberg, Hebertsfelden, Arnstorf, Kirchdorf, Wurmannsquick, Lengsham, Ulbering, Luderbach, Asenham und Weng. Die Feuerwehrspitze war mit Kreisbrandrat René Lippeck sowie die Kreisbrandmeister Tim Sicklinger, Maximilian Kaiser, Gerold Bauer jun., Heiko Schedlbauer und Stefan Niedermeier vertreten. Auch Bürgermeisterin Edith Lirsch und ihre Stellvertreter Hermann Ertl und Josef Hasmann (selbst aktiver Feuerwehrler) waren vor Ort.