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Pfarrkirchen. Holzwerke Wimmer brennen lichterloh

Großfeuer richtet Schaden von über 20 Millionen Mark an - Elf Menschen verletzt
"Das ist der größte Schicksalsschlag, den unsere Familie seit Bestehen des Unternehmens erfahren musste."
Hans-Peter Wimmer, Geschäftsführer der Holzwerke Wimmer GmbH, rang vier Stunden nach Ausbruch des Großbrandes in
seinem Betrieb nach Worten. Über 20 Millionen Mark Schaden an Gebäuden und Produktionsanlagen richtete das
verheerende Feuer gestern an. Elf Personen wurden leicht verletzt.

Dienstag 4.25 Uhr: In der Fertigungshalle des Betriebs, der sei 62 Jahren am westlichen Stadtrand angesiedelt ist, bricht ein
Feuer aus. Auslöser ist - das ergeben später die Ermittlungen der Polizeidirektion Passau - ein technischer Defekt an der
hydraulischen Presse der Keilzinkenanlage. Der zuständige Schichtführer informiert sofort seine Kollegen im angrenzenden
Hobelwerk. Diese wollen mit Handfeuerlöschern zu Hilfe kommen - doch es ist nichts mehr zu machen. Das Feuer hat sich in
Sekundenschnelle in der Fertigungshalle ausgebreitet. Knalllaute wie bei einer Explosion sind zu hören. Die Arbeiter können
sich noch ins Freie retten.
Nicht mehr zu retten - trotz des schnellen Eingreifens der Feuerwehren - ist das Gebäude (40 x 60 Meter) selbst. Alle
Produktionsanlagen und das gelagerte Holz werden binnen einer Stunde zerstört. Die Schadenshöhe, so meldet die Kripo
Passau, liegt hier bei rund 10 Millionen Mark. Eine Stunde später greift das Feuer auf die zweite Halle, das Hobelwerk, über.
Auch dieses Gebäude wird zum Großteil zerstört. Schaden: über 10 Millionen Mark. Durch die enorme Hitzeentwicklung
werden weitere Gebäude auf dem Gelände in Mitleidenschaft gezogen.
Insgesamt 350 Feuerwehrleute, davon 52 mit Atemschutz, aus dem gesamten Landkreis, 25 BRK-Kräfte sowie Beamte der
Polizeiinspektion Pfarrkirchen und der Direktion Passau sind an diesem frühen Dienstag morgen im Einsatz. "Wir haben vier
Brandabschnitte gebildet, an denen jeweils verschiedene Wehren im Einsatz sind", informiert Kreisbrandrat (KBR) Josef
Wimmer. Zum Schutz der Bevölkerung werden Rauchgasmessungen an fünf verschiedenen Stellen des Brandorts gemacht.
Ergebnis: keine Schadstoffkonzentration, keine Gefahr für Mensch und Umwelt.
"Das Schwierigste ist die enorme Hitze", so KBR Wimmer. Die Einsatzkräfte an der Feuerfront müssen dafür spezielle Anzüge
tragen. Es ist so heiß, dass sogar einige der Mundstücke der Strahlrohre und Helme der Feuerwehrleute schmelzen. Zum
Einsatz kommt auch das neue Druckluftschaumsystem der Eggenfeldener Wehr, mit dem das Feuer laut Wimmer besonders
wirksam bekämpft werden kann. Dieses System habe sich bewährt und sei für die Umwelt völlig unschädlich. Insgesamt sechs
Schlauchleitungen aus der Rott und drei aus der weiteren Umgebung haben Feuerwehrleute gelegt - das sind insgesamt 700
bzw. 300 Meter. Wimmer: "20 000 Liter Wasser pro Minute pumpen wir in das Gelände."
Elf verletzte Personen werden vom BRK versorgt. Es handelt sich um leichte Brandverletzungen, leichte Rauchvergiftungen und
Erschöpfungszustände. Ein 30-jähriger Arbeiter der Firma sowie ein Feuerwehrmann werden vorsorglich zur stationären
Behandlung ins Krankenhaus Pfarrkirchen gebracht. Nach zwei Stunden ist das Feuer unter Kontrolle.
Bürgermeister Georg Riedl drückt bei einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz der Familie Wimmer sein Mitgefühl aus.
Glücklicherweise hat es keine Schwerverletzten gegeben, betont der Rathauschef. "Dies haben wir der guten Koordination der
Einsatzleitung sowie dem umsichtigen und schnellen Handeln der Einsatzkräfte zu verdanken," so Riedl. "Ich hoffe, dass der
materielle Schaden behoben werden kann und die Arbeitsplätze erhalten bleiben." Für die Bewältigung dieser Aufgaben
wünscht er der Firmenleitung viel Kraft.
BRK-Kreisgeschäftsführer Herbert Wiedemann spricht in diesem Zusammenhang auch die Notfallnachsorge an, die durch die
anwesenden Helfer auf jeden Fall gewährleistet sei. Und: "Würde sich der Brand dramatisch auf die unmittelbare Umgebung
auswirken, wären wir auf eine Evakuierung vorbereitet."
"Wir müssen diesen Schicksalsschlag erst einmal richtig verarbeiten", sagt fassungslos Geschäftsführer Hans-Peter Wimmer. Er
dankt bei dieser Gelegenheit allen Einsatzkräften der Feuerwehren, des Roten Kreuzes und der Polizei, Bürgermeister Georg
Riedl für die Unterstützung seitens der Stadt sowie sämtlichen Mitarbeitern und der Familie für die spontane Hilfsbereitschaft.
"Wir alle brauchen jetzt Kraft für einen Neubeginn."

Lokalteil Pfarrkirchen: http://pfarrkirchen.pnp.de/