ARTIKEL der Passauer Neuen Presse vom 26.06.2009

Am Geburtstag in den Tod

19-jährige Autofahrerin stirbt bei Zusammenstoß mit Lkw - Straßenabschnitt gilt als Unfallschwerpunkt


Einsatzfoto Einsatzfoto

Jede Hilfe zu spät kam für die 19-Jährige, die mit dem Opel seitlich in den Sattelzug prallte. Hier nehmen die Unfallgutachter ihre Arbeit auf. (Foto: Wanninger)

Von Christian Wanninger
Triftern. Die Fassungslosigkeit stand den Rettungskräften ins Gesicht geschrieben, auch wenn für sie ein Einsatz bei schweren Unfällen alles andere als eine Seltenheit ist: Genau an ihrem 19. Geburtstag ist gestern am frühen Morgen Jasmin D. aus dem Gemeindebereich Julbach ums Leben gekommen. Sie prallte mit ihrem Auto bei Ringfüssing (Markt Triftern) nahe Pfarrkirchen (Landkreis Rottal-Inn) gegen einen Sattelzug und war sofort tot. Die Staatsstraße musste rund fünf Stunden lang gesperrt werden.
Immer wieder kommt es in diesem kurvigen und abschüssigen Bereich zwischen Neukirchen und Pfarrkirchen zu Karambolagen. Der Abschnitt gilt als Unfallhäufungsstrecke und

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Unfallfahrerin wollte die Großeltern abholen

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ist auf 70 km/h beschränkt. Seitens der Stadt Pfarrkirchen gibt es schon lange den Wunsch, dass der Ringfüssinger Berg im Zuge des geplanten Baus einer Ortsumgehung für Neukirchen ausgebaut wird. Der tragische Unfall gestern war dort der erste schwerwiegende seit knapp zehn Monaten. Für die junge Frau aber endete er tödlich.
Mit ihrem Opel Omega Caravan macht sich Jasmin D. aus Julbach auf den Weg nach Pfarrkirchen. Sie will dort ihre Großeltern aufnehmen und mit ihnen zum Münchner Flughafen fahren, um Verwandte abzuholen, die aus Thailand nach Deutschland geflogen sind. Doch dazu kommt es nicht mehr. Gegen 5.10 Uhr passiert die 19-Jährige den Ort Neukirchen. Wenig später steuert sie das Auto in die langgezogene Rechtskurve vor dem Waldstück bei Ringfüssing. Dabei verliert sie auf der regennassen Fahrbahn die Kontrolle über den Wagen und gerät ins Schleudern, so die Polizei. Und genau in diesem Moment nähert sich ein Sattelzug, der Richtung Simbach unterwegs ist. Am Steuer sitzt ein 39-Jähriger aus dem hessischen Brechen. Mit voller Wucht prallt der Pkw seitlich in die Front des schweren Lastwagens - genau an der Fahrerseite, wo Jasmin D. sitzt. Sie hat keine Chance. Nach Aussagen der Rettungskräfte muss sie sofort tot gewesen sein. Über eine Stunde dauert es, bis die Feuerwehr den Leichnam aus dem Wrack geborgen hat. Der Fahrer des Lkw, der von der Straße rutscht, bleibt unverletzt.
Das Kriseninterventionsteam des BRK und die Feuerwehr kümmern sich auch um die Eltern des Opfers. Sie haben sich auf den Weg gemacht, nachdem Jasmins Großeltern angerufen hatten, dass ihre Enkelin noch nicht eingetroffen sei. Bei Ringfüssing werden sie dann mit den schrecklichen Ereignissen konfrontiert. Vor Ort ist auch Stadtpfarrer und Dekan Hans Eder.
Und als ob der Unfall an sich nicht schon tragisch genug wäre: Noch bedrückender wird die Situation, als die Runde macht, dass Jasmin D. genau an diesem Tag Geburtstag hat - und dass ihre Mutter vor Jahren bereits einmal um einen nahen Verwandten trauern musste: Damals war ihr Bruder bei einem Unfall ums Leben gekommen.
Zur genauen Klärung des Zusammenstoßes (Sachschaden bei rund 30 000 Euro) wurde ein Gutachter hinzugezogen. Spezialisten der Verkehrspolizeiinspektion Passau unterstützten ihre Pfarrkirchner Kollegen beim Auswerten des digitalen Kontrollgeräts im Lkw. Dabei stellte sich heraus, dass der Fahrer mit einer nicht auf ihn ausgestellten Fahrerkarte (sie ist wichtig für die Kontrolle der Fahrzeiten) unterwegs war. Dieser Umstand dürfte jedoch nichts mit dem Unfall zu tun haben, so die Polizei. Wegen des Verstoßes werde gesondert gegen den 39-Jährigen ermittelt.